Wie oft hat man den Wahlhamburger schon abgeschrieben, wie oft war er oder auch seine Karriere schon totgesagt worden. Gunter Gabriel hat es geschafft: Vom quasi Tellerwäscher zum Millionär und wieder zurück. Der einstige Schlager- und Country-Star lag am Boden, von Schulden geplagt. Es gibt sogar Fotos, die Gabriel in einem Sarg liegend zeigen. Mit dem Hals seiner Gitarre auf der Brust.
Aber das dürfte um einiges zu früh sein, denn Gabriel ist zurück. Er hat sich wieder nach oben gekämpft und veröffentlicht in wenigen Tagen ein neues Album und ein neues Buch.
Dabei legt er allerdings Wert darauf, dass man es kein "Comeback" nennt. Gabriel war zwar offiziell mehr oder weniger weg vom Fenster, zumindest in der Öffentlichkeit, aber aufgehört mit der Musik hat er nie. Seinen Schuldenberg hat er beispielsweise abgebaut, indem er sich und seine Musik verkauft hat. Nein, keine Platten, er hat kleine Auftritte gespielt…auf Hochzeiten, Geburtstagen und überall dort, wo man ihn für wenig Geld gemietet hatte. Diese Zeit war sicherlich erfahrungsreich, aber bestimmt nicht immer schön.
Ein Comeback sind sein neues Album und das Buch also beileibe nicht. Gabriel nennt es eher ein "schönes Finale für sein Leben".
Für sein neues Album "Sohn aus dem Volke – German Recordings" hat sich Gabriel vor allem an seinen Vorbildern orientiert: Willie Nelson, Lonnie Donegan oder auch Johnny Cash, den Gabriel persönlich kennen lernen durfte und den er als seinen Freund bezeichnet. Er hat seine Abstürze miterlebt, stand mit Cash auf der Bühne und hat wenige Tage vor dessen Tod sogar einige Cash-Songs in dessen Studio auf Deutsch eingespielt.
So war es auch hauptsächlich Cash, der mit seinem Spätwerk "American Recordings" die Initialzündung für das neue Album von Gabriel gab. Cash hatte sich Songs verschiedener Interpreten herausgesucht und diese dann extrem reduziert gecovert.
Ähnlich macht es nun auch Gunter Gabriel mit seinem neuen Album "Sohn aus dem Volke – German Recordings", dessen Titel also nicht zufällig gewählt worden ist nd das auch ausschließlich Coversongs enthält.
Gabriel widmet sich hier verschiedenen Hits aus verschiedenen Dekaden, reduziert diese ebenso wie sein Vorbild und Freund Cash und hat alle mit einem neuen, deutschen Text ausgestattet. So findet man z.B. den aktuellen Gassenhauer "Like A Hobo" von Charlie Winston, das "Haus am See" von Peter Fox und "Blaue Augen" von Ideal. Aber auch "Creep" von Radiohead hat er sich vorgeknöpft, der Song heißt in seiner Version "Ich bin ein Nichts", Bob Dylans "Wanted Man" wird zu "Ich werd gesucht…".
Mitgewirkt haben auf dem neuen Album von Gunter Gabriel u.a. The BossHoss ("Helden") und die Deutschpop-Formation Klee ("Zwei Fragen"). Produziert wurde die Platte "Sohn aus dem Volk – German Recordings" von Wolfgang Stach, der u.a. für die Guano Apes, BAP oder auch Karpatenhund gearbeitet hat.
Erscheinen soll das neue Album am 23. Oktober. Als erste Single wurde der Song "Ich geb den Rest für dich" veröffentlicht. Als MP3-Download steht der Track schon seit dem 9. Oktober zur Verfügung.
Ebenso hat Gunter Gabriel ein neues Buch veröffentlicht. Auf knapp 200 Seiten hat er sein Leben zusammen mit dem Journalisten Oliver Flesch aufgeschrieben. Und wie immer ist er dabei selbstkritisch und absolut ehrlich. Das Buch beschreibt seinen Werdegang und auch seinen Fall aus seiner Sicht und eben auch aus der Sicht vieler Menschen, die ihn auf seinem Lebensweg begleiteten.
Erschienen ist das Buch schon am 8. Oktober. Gleichzeitig ist "Wer einmal tief im Keller saß" auch als Hörbuch erschienen. Es ist jedoch kein gewöhnliches Hörbuch, stur heruntergelesen. Gabriel erzählt mehr, als das er liest und immer wieder spickt er das Hörbuch mit einem Unplugged-Song. Ein wahrlich akustisches Abenteuer.
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