Viele deutsche Seitenbetreiber kennen dieses Wort. Es ist schon fast so präsent wie das Internet selber: Abmahnung! Wie ein Damoklesschwert hängt es über so ziemlich jeder Seite, die irgendjemand in Deutschland aufgebaut hat.
Sei es ein möglicherweise fehlerhaftes Impressum, falsche AGB in einem Online-Shop oder unliebsame Berichterstattung in einem Blog, News-Magazin oder einer Nachrichtenseite.
Was hat das Thema mit Musik zu tun und warum steht das hier werden sich sicherlich einige Fragen. Ganz einfach, weil eben auch Musiktipps24.com unter diesem Damoklesschwert steht und die Abmahnung jederzeit ins Haus flattern kann und weil es erst kürzlich einige unserer Kollegen getroffen hat.
Grund genug an dieser Stelle genauer darauf einzugehen.
Das Abmahnen im Internet hat sich für viele zu einer beachtlichen Geldmaschine entwickelt. Man könnte sagen, dass sich im Bereich der Anwaltschaften ein ganz neuer Zweig gebildet hat, der sich nur auf Abmahnungen spezialisiert hat. Die Kanzleien verfügen dabei dann jeweils sogar über Personal, das den lieben lang Tag nichts anderes tut, als im Internet nach Verfehlungen von Seitenbetreibern zu suchen.
Es reichen oftmals Kleinigkeiten und der unliebsame Brief liegt im Postkasten.
Viele Seitenbetreiber knicken auf Grund der angedrohten rechtlichen Keule schnell ein und bezahlen bzw. fügen sich. Meist sind die Abmahnungen auch so kompliziert verklausuliert, dass man als juristischer Laie eigentlich gar nichts versteht.
Wenn es mal nicht ums Geld geht, dann aber ganz sicherlich um unliebsame Berichterstattung. Schnell schwingt man auch hier die rechtliche Keule, um schlechte Nachrichten aus den Weiten der Blogosphäre zu tilgen.
Aktuell scheint es unter den deutschen Prominenten einige abmahnfreudige Kollegen zu geben. Wobei sich hier durchaus die Frage stellt, ob der (die) Prominente den Auftrag selber gegeben hat oder ob hier ein Anwalt das schnelle Geld wittert. Ein Bloggerkollege wurde nämlich beispielweise von Oliver Pocher abgemahnt.
Pocher?
Ist das nicht der, der eigentlich ständig unter die Gürtellinie geht? Dem bisher kaum ein Spaß zu hart war? Der sich quasi immer an der Grenze bewegt hat, auf Kosten anderer…
Dieser Pocher soll nun einen Blogger wegen schlechter Berichterstattung angemahnt haben?
Irgendwie schwer vorstellbar. Hier gehe ich davon aus, dass da eher eine Kanzlei hintersteckt und Pocher weiß möglicherweise nicht einmal etwas davon.
Er würde sich doch eigentlich ins eigene Fleisch schneiden, denn dass das Thema "Abmahnung" im Netz schnell die Runde macht, dürfte ihm klar sein.
Trotzdem gibt es aber auch viele Prominente und Künstler, die selbst ins Geschehen eingreifen und Texte verbieten oder löschen lassen. Wird es zu privat muss der Text raus. Wird zu schlecht berichtet…weg damit!
Natürlich haben Prominente Rechte und natürlich versteht sich von selbst, dass man nicht unbedingt alles bringen muss. Aber sie sind nun mal "Personen des öffentlichen Rechts".
Per Definition in Wikipedia heißt es da: "Die Rechtsprechung hat bisher definiert, dass das öffentliche Interesse an Informationen aus der Privatsphäre (nicht aber aus der Intimsphäre) einer Person berechtigt ist, wenn der Betroffene prominent ist oder öffentliches Aufsehen erregt (BVerfG AfP 2000, 76, 80)."
Das heißt natürlich nicht, dass jede Mülltonne umgekippt werden muss um Spuren zu finden, aber das Schnüffeln muss erlaubt sein. In Amerika ist das ganz normal. Promiblogger Perez Hilton nimmt sicher kein Blatt vor den Mund und ihm ist auch sicher keine Mülltonne zu schade. Da wird geschrieben, was es zu schreiben gibt.
Die Abmahnwut geht nur in Deutschland um. Hier wird immer wieder versucht unliebsame Berichterstattung zu unterbinden. Meist aber eben nur in der Blogosphäre oder bei kleineren Seiten. Keiner käme wohl auf die Idee die Bild-Zeitung oder Gala zu verklagen.
Das Problem an der ganzen Sache ist die große Unsicherheit. Hier spielen viele mit den Seitenbetreibern, die sich mit der rechtlichen Seite oft nicht auseinandergesetzt haben. Jeder dürfte mittlerweile wissen, dass ein Impressum Pflicht ist. Kaum jemand weiß aber, wie ein ordentliches Impressum auszusehen hat. Im Prinzip ist Jeder zu jederzeit abmahnfähig, denn wenn man einen Fehler finden will, dann findet man auch einen. Und das betrifft sogar Seitenbetreiber, die ihre Website vorher juristisch gründlich haben prüfen lassen. Das Netz ist und bleibt juristisch stellenweise einfach Grauzone.
Und weil es eben so einfach ist, hat sich Abmahnen zur großen Geldmaschine im Internet aufgeschwungen.
Oder zur sehr guten Möglichkeit für viele Prominente schlechte Berichterstattung über sei verschwinden zu lassen…
In meinem Fall kann es ja nicht nur das Impressum sein, sondern meinetwegen auch eine Rezension einer Single oder eines Albums. Folgt ein Verriss, droht eventuell die Abmahnung. So geschehen zum Beispiel bei einem großen deutschen Spielemagazin, das ein Spiel des Publishers Atari schlecht bewertet hatte.
Ich will mich aber dahingehend einfach nicht einschränken müssen und ich will mir ebenso wenig sagen lassen über was ich wie zu schreiben habe.
Im Rahmen der Meinungs- und auch Pressefreiheit muss das ganz klar erlaubt sein.
Bevor man nun auf mich eindrischt: Ja, na klar sind Prominente auch Menschen und natürlich haben sie auch ein Recht auf Privatsphäre. Und wie oben schon erwähnt: Natürlich MUSS man auch nicht alles bringen und auch darf man keine Unwahrheiten verbreiten, aber das was alle anderen Klatschblätter auch machen, muss erlaubt sein.
Früher war das alles ein bisschen anders, da gab es eben nicht tausende Internetseiten, die ständig und immer über einen Star berichtet haben. Schlagzeilen in Bild, dem goldenen Blatt und der Gala waren da schon viel.
Jetzt geht eine News in Sekunden um die Welt. Und einmal raus, ist sie nie wieder einzufangen.
Natürlich weiß auch die Prominenz davon, also wird fleißig abgemahnt und eingeschüchtert. Lieber die ganzen selbsternannten Journalisten schon im Vorfeld deckeln, bevor man später selber eins auf den Deckel bekommt.
Gleichzeitig aber twittern diese Prominenten ihre Privatsphäre ins Internet, denn "hip" muss man ja immer noch sein…und Twitter gehört dazu.
Viel tun kann man gegen dieses "Phänomen" leider nicht. Auch dieser Artikel wird nicht viel daran ändern. Es wird immer jemanden geben der abmahnt und es wird auch immer jemand geben, der schließlich zahlt.
Ich kann euch nur den guten Tipp geben: Nehmt euch einen rechtlichen Beistand. Knickt nicht sofort ein, wenn ihr eine völlig überzogene Kostennote bekommt (u.a. ein beliebtes Mittel –> hohe Kostennoten und hinterher bietet euch der Anwalt "netterweise" eine ganz günstige Option an, die dann aber immer noch sauteuer und überzogen ist, aber immerhin billiger als die Kostennote…)
Und: Geht offen damit um. Niemand kann euch verbieten über die Abmahnung zu schreiben. Macht bekannt wer und warum abgemahnt hat. Meist ist das mediale Echo dann so groß, dass überall berichtet wird. Das ist sicherlich auch nicht im Sinne des Erfinders und vielleicht wird sich somit zumindest in diesem Bereich etwas ändern. So überlegen sich Prominente und Firmen, ob sie lieber einen kritischen Bericht hinnehmen und nicht abmahnen oder ob sie nach der Abmahnung die Netzgemeinde gegen sich aufgebracht haben.
Eindämmen können wird man diese Sache allerdings nicht. Dafür ist damit viel zu viel Geld zu verdienen. Wie eingangs schon erwähnt: Ein ganzer Zweig lebt davon.
Wir Seitenbetreiber können uns einfach nur wehren. Kollege Bichareh von Promicabana arbeitet derzeit an einer neuen Webseite, die Informationen und Hilfen zum Thema bieten soll. Dort wird man dann eine Art "Erste Hilfe" bekommen. Einen eigenen Anwalt solltet ihr aber trotzdem in jedem Fall nehmen. Lasst euch das nicht gefallen. Und: Schreibt darüber!
Das kann man euch nämlich nicht verbieten, es ist ja in diesem Fall EURE Privatsphäre über die ihr schreibt…
Schreibe einen Kommentar