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„Als Musiker hat man auf jeden Fall eine Vorbildfunktion“ – Rapsoul im Interview mit Musiktipps24.com

Am Freitag, 3. Juli, ist es soweit: Die von vielen Fans sehnlichst erwartete neue Single „Tag 1 nach Dir“ der Gruppe „Rapsoul“ kommt auf den Markt. Die Band aus dem Rhein-Main-Gebiet setzt auf die bereits in den beiden ersten Alben bewährte Mischung aus Rap und Soulkomponenten und schafft es durch diese Kombination, gefühlvoll und doch nicht kitschig zu klingen. Ein gelungener Auftakt zum neuen Album „Irgendwann“, das zwei Wochen später in den Verkauf kommt. Aber C. J. Taylor, Jan Färger und Steven Neumann singen nicht nur über die Liebe, sondern widmen sich auch ernsteren Themen, zu denen sie durch ihr eigenes Leben und Umfeld inspiriert werden. Auch wenn „Rapsoul“ schon beachtliche Erfolge auf dem deutschen Musikmarkt vorweisen können, ist den drei jungen Musikern der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. Was sich in ihrem Leben seither verändert hat, warum sie am liebsten Deutsch singen und welche Bedeutung Freundschaft hat, hat Steve Musiktipps-Autorin Cat erzählt.

Steve, stell doch mal kurz Deine Band vor.
Wir sind drei Jungs bei Rapsoul. C J ist unser Sänger, der etwas soulig angehauchte Typ. Jan und ich sind die beiden Rapper in der Band, wobei Jan beim letzten und dem neuen Album auch einen Ausflug gewagt hat in den Gesang. Ich mache zusätzlich noch den größten Teil der Beats und der Hintergrundmusik. Den Text schreiben wir immer zusammen.

Wie entstehen Eure Songs?
Da gibt es kein festes Rezept. Wenn wir an einem Album arbeiten, treffen wir uns fast täglich in einem kleinen Demo-Studio zu Hause, und dann kommt einer schon mit ner Idee an und stellt sie vor oder wir überlegen gemeinsam, was wir machen könnten.

Jan, Steve und CJ haben ihren Traumjob gefunden.

Woher nehmt Ihr Eure Inspirationen?
Zu 80 Prozent sind es unsere eigenen Erfahrungen bzw. Erfahrungen aus dem Umfeld. Jetzt auf dem neuen Album haben wir einen Song, der heißt „Bester Freund“. Darin haben wir die Thematik „Koma-Saufen“ aufgegriffen, zu dem mittlerweile leider viele Kinder und Jugendliche tendieren und gar nicht merken, was sie sich damit selber antun und wie gefährlich das eigentlich ist. Das ist ein interessantes Thema, weil wir ja auch eine Vorbild-Funktion haben und den Jugendlichen auf die Art zeigen können, dass es nicht cool ist, wenn man auf eine Party geht und mehr säuft als der andere.

Das heißt, Ihr seht Euch schon auch ein Stück weit in der Vorbildrolle für Jugendliche?
Bei unserem ersten Album haben wir einfach nur Musik gemacht und die Songs einfach aus unserem Leben geschrieben. Es ging um Trennungsschmerz, Verlassenwerden und Verzweifeltsein. In dem Song „Gott schenk ihr Flügel“ haben wir drei Mädchenschicksale angesprochen: Ein Mädchen wird von ihrem Vater misshandelt, ein Mädchen muss als Prostituierte arbeiten, damit sie ihr Kind ernähren kann, und das Dritte wurde vom Freund betrogen und verfällt der Drogensucht. Das sind Themen, die zwar auch täglich um uns herum passieren, die aber niemand anspricht. Als wir mit dem ersten Album erfolgreich waren, haben uns ne Menge Kids Mails geschrieben und gemeint: „Hey, der oder der Song hat mir stark geholfen“ oder „Ich hab den Song gehört und gedacht, Ihr habt Recht. Und dann merkt man schon, dass man als Musiker auf jeden Fall eine Vorbildfunktion hat. Es gibt aber auch Themen, bei denen es hauptsächlich um uns geht. Zum Beispiel, wenn ich einen Song über meine Ex-Freundin schreibe und dass das alles nicht so gut gelaufen ist. Dann kann es sein, dass jemand auf mich zukommt und sagt: „Ich hab Deinen Song gehört und der hat mir bei meiner Trennung voll geholfen.“ Das ist dann schon ein super Gefühl.

Ihr habt viele nachdenkliche Themen – Vorurteile, ungewollte Schwangerschaft usw. – und nur wenige Happy Endings?

Das Leben ist halt nicht immer schön. Bei uns ist die Intention, Musik zu machen, oft auch ein Stück Therapie. Wenn mich ein Thema beschäftigt, ich setze mich hin und schreibe darüber einen Text, aus dem dann ein Song wird. Dann kann ich mit dem Thema abschließen. Man hat sich dann selbst therapiert. Wir schreiben lieber über nachdenkliche, traurige und ernste Sachen, weil ich das als wichtiger empfinde. Es ist einfach interessanter als ein Song, in dem ich nur drei Minuten lang erzähle, wie geil es mir geht. Andere Leute schreiben vielleicht Gedichte oder ein Tagebuch. Wir packen das Ganze einfach in einen Song.

Seid Ihr nur Kollegen oder auch Freunde?
Wir sind Freunde. Jan und ich sind zusammen im selben Haus groß geworden, CJ haben wir von fünf oder sechs Jahren in einem Plattenladen kennen gelernt. Wir unterhielten uns darüber, was wir so machen, und haben uns ein paarmal zum Arbeiten getroffen. Dabei hat sich eine Freundschaft entwickelt, und wir haben bald gemerkt, dass wir die gleichen Ziele haben und auf einer Wellenlänge liegen. Jan und CJ haben sogar eine Zeitlang eine kleine WG gehabt. In dieser Zeit ist auch unser erstes Album entstanden. Wir sind also nicht, wie viele denken, gecastet worden!

Ist es leichter, mit Freunden zu arbeiten also mit jemandem, mit dem man sonst gar nichts am Hut hat?
Es ist auf jeden Fall viel, viel besser, wenn man befreundet ist. Man kennt einander besser, auch die Launen, denn es geht einem ja nicht immer super. Natürlich streiten wir auch hin und wieder, aber das ist auch gut so: Man streitet ja nur mit Menschen, die einem wichtig sind. Man möchte ja auf einen Nenner kommen. Da ist es schon sehr hilfreich, wenn man befreundet ist.

Habt Ihr neben der Musik noch einen anderen Job oder könnt Ihr schon davon leben?
Bis wir unseren Plattenvertrag unterschrieben hatten, haben wir alle ganz normal gearbeitet: CJ in einem Call-Center, Jan bei einer Autovermietung und ich in einem Sandwich-Laden. Irgendwann kam dann der Punkt, da ließ sich das nicht mehr vereinbaren. Das erste halbe Jahr war gar nicht so einfach, weil man halt nicht sofort Geld verdient. Es ist ein Trugschluss zu denken, wenn man ein Video auf Viva hat, dass man dann gleich Millionär ist. Das ist schon lange nicht mehr so. Die letzten vier Jahre konnten wir davon leben. Ich hoffe, das bleibt auch so, denn es ist unser Traumberuf.

Seid Ihr zufrieden mit dem, was Ihr bisher schon erreicht habt?
Wir sind natürlich stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, aber es sollte nach oben keine Grenzen geben – wie im Sport. Wir wollen schon noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, mehr Menschen erreichen. Ich hab vor kurzem so eine kleine Krise gehabt und mich gefragt, was ich in meinem Leben schon erreicht habe. Und dann ist mir bewusst geworden, was wir mit der Musik schon getan haben. Auch wenn ich noch kein Haus in einem Villenviertel habe und keinen teuren Schlitten vor der Tür, habe ich mit meiner Musik vielleicht doch einer Menge Menschen geholfen. Das ist manchmal echt mehr wert. Ich habe zum Beispiel grade erst eine E-Mail von einem Mädchen bekommen zu unserer neuen Single, „Tag Eins Nach Dir“, in der es ja eigentlich um eine Trennung geht. Sie hat mir geschrieben, das Lied würde sie sehr an ihren Vater erinnern, der weit weg lebt. Der Song hat ihr über den Trennungsschmerz hinweggeholfen. So interpretiert jeder das Stück ein bisschen anders. Das finde ich schön.

Ihr singt Deutsch. War das für Euch von Anfang an klar, oder habt Ihr auch überlegt, was auf Englisch zu machen?
Das liegt teils an unseren Wurzeln. Jan und ich wurden viel vom Rödelheim Hartreim Projekt beeinflusst. Dann ging mit den Fantastischen Vier so langsam diese Deutschwelle los. Ich spreche zwar sehr gut Englisch, aber Deutsch ist meine Muttersprache. C. J. ist zweisprachig groß geworden; deshalb gibt es in „Du und ich“ auch ein paar Zeilen auf Englisch, aber ein ganzes Lied in einer anderen Sprache aufnehmen möchten wir nicht. Wir können unsere Gefühle auf Deutsch am besten ausdrücken. Früher waren Lieder in Deutsch entweder Maffay, Grönemeyer, Schlager oder Volksmusik. Volksmusik ist ja an sich ein schöner Begriff, das muss ja nicht Musikantenstadel bedeuten, sondern sollte für Musik vom Volk fürs Volk stehen. Deshalb ist Musik in deutscher Sprache eigentlich absolut gut. Die deutschen Radiosender haben oft ein Problem mit deutscher Musik, weil das Englische die Charts und den Mainstream bestimmt, aber mit der Unterstützung durch die Medien könnte man da schon noch ein bisschen mehr erreichen.

Welches Verhältnis habt Ihr zu Eurer Fanbase?
Wir sind sehr nahe bei den Fans, haben alle eine private E-Mail-Adresse, über die man uns erreichen kann, sind in allen einschlägigen Netzwerken wie Twitter oder Myspace unterwegs. Auf unserer eigenen Seite haben wir ein Fanforum, in dem die Fans chatten können, und wenn wir grade Zeit haben, sind wir auch dabei. Als wir auf Tour waren, haben wir uns nach jedem Konzert Zeit genommen, haben Autogramme gegeben und Fotos machen lassen.

Ist es nicht schwierig, auf dem Boden zu bleiben, wenn man so plötzlich wie Ihr damals ins Rampenlicht hineinkatapultiert wird?
Im negativen Sinn haben wir uns auf keinen Fall verändert. Wir sind jetzt nicht irgendwie abgehoben oder arrogant geworden. Aber man wird natürlich auch ein bisschen vorsichtiger, denn der Erfolg bringt natürlich auch negative Seiten mit sich. Unsere Familie und Freunde haben unseren Werdegang komplett miterlebt. Sie waren vorher schon da und haben uns geholfen, wenn es irgendwelche Rückschläge gab. Und sie bleiben auch, wenn ich morgen keinen Erfolg mehr habe. Man braucht da einfach ein bisschen Menschenkenntnis und sollte jeden mit Respekt behandeln und nicht abheben. Man sagt uns oft nach, dass wir bodenständig sind. Es war natürlich positiv, dass wir damals alle schon ein gewisses Alter hatten. Wenn man mit 16, 17 Jahren in diesen Topf geschmissen wird, ist es sicherlich schwieriger. Wir haben schon unsere Erfahrungen gemacht, kommen auch von ganz unten, haben schon Auftritte vor 20 Leuten in irgendwelchen Jugendclubs gehabt. Was sich verändert, ist dass man auf der Straße oder in der Disco erkannt wird. Dann stehen da fünf Mädchen vor Dir und wollen ein Foto machen. Manchmal werde ich gefragt: „Nervt Dich das nicht?“ Tut es nicht – wenn jemand ein Foto oder ein Autogramm möchte, weiß ich, dass ich was richtig mache, dass meine Musik draußen ankommt.

Wie wichtig sind Euch Charity-Auftritte?
Das ist uns auf jeden Fall wichtig. Jedes Mal, wenn wir so ein Angebot bekommen, sind wir dabei. Gerade als Künstler haben wir Vorbildfunktion, wenn wir uns gegen Aids oder Rechtsradikalismus einsetzen oder für kranke Kinder. Das ist auch ein Zeichen für die Zuschauer: Wir sind hier, um Euch einen schönen Abend zu bereiten, und Ihr tut mit Eurem Eintrittsgeld was Gutes. Jeder kann so auf seine eigene Art und Weise ein Projekt unterstützen.

Habt Ihr schon eine neue Tour geplant?
Wir möchten gerne im Herbst eine Tour machen, warten aber erst mal ab, wie das Album läuft. Dann müssen wir schauen, in welchen Städten wir spielen. Wir werden die Leute aber sicher rechtzeitig darüber informieren. Auf Tour zu gehen, macht sehr viel Spaß und wäre jetzt bestimmt besonders toll, denn wir haben jetzt das neue Album und können gleichzeitig noch ein Best of aus den anderen beiden Alben präsentieren. Viele Fans haben ja ihre Lieblingslieder. Es ist auch schön, mit einer Liveband zusammen aufzutreten, denn dann hören sich die Lieder nochmal ganz anders an als auf der CD.

Die Frage zum Schluss: Wenn Du eine Zeitmaschine hättest, zu welchem Ereignis der Menschheitsgeschichte würdest Du gerne reisen?
Das ist eine gute Frage, da muss ich erstmal nachdenken… Also, im sportlichen Bereich würde ich gerne das „Wunder von Bern“ miterleben. Und wenn ich in zehn Jahren in eine Zeitmaschine steigen könnte, würde ich gerne zu dem Zeitpunkt zurückreisen, an dem wir unseren Plattenvertrag unterschrieben haben, und unsere Gesichter angucken. Das war ein Wendepunkt in unserem Leben. Jetzt sind wir unserem Traum einfach ein Stück näher gekommen.


Links zu den Internet-Seiten von „Rapsoul“:


www.rapsoul.de

www.myspace.com/rapsoul_society_fanclub

Die neue Single „Tag 1 nach Dir“ erscheint am 3. Juli 2009

Das Album „Irgendwann“ erscheint am 17. Juli 2009


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