Immer noch eine Schippe drauf, geht das? Ja, bei dieser Band geht das, kaum zu glauben, aber wahr. Nachdem ich einmal mehr der Meinung war, ich hätte in Rechberghausen den besten Gig von Thomas Godoj & Co gesehen, hatte ich doch ernste Bedenken, was meine Wahrnehmung angeht. Aber auch die Bandmitglieder waren hochzufrieden und hatten glückliche Gesichter, als sie danach Autogramme gaben. Und der Keyborder Daniel Geist bestätigte mir auch noch zwei Tage später beim Gig von V-Ness & Mars, als der Adrenalinspiegel ja wieder auf Normalstand gewesen sein muss, dass dies – bis auf eine kleine Panne, die wohl niemand bemerkt hat und von der er mir auch nichts erzählen wollte – wohl ihr bisher bester Auftritt gewesen ist. Nur gut, dass ich jetzt nicht an meinem Verstand zweifeln muss.
Aber mal von vorn. Die weite Reise nach Rechberghausen habe ich dieses Mal wegen ganz lieber, netter Freunde und Godoj-Wegbegleitern von der Thomatenwiese auf mich genommen – ehrlich(!). Der Auftritt von Thomas Godoj im Zelt der Gartenschau sollte eine der schönsten Nebensachen dabei sein. Es entwickelte sich am Freitagabend zu einem buchstäblichen Glanzpunkt. Liegt es an den professionellen Musikern? Ist es die Energie, die jeder einzelne dieser Jungs auf die Bühne trägt? Ist es das Feuer und die Hingabe, die Lust auf der Bühne zu stehen, die Thomas Godoj ausströmt? Ist es die Stimmung und die Ausstrahlung aus dem Publikum? Oder ist es einfach das gegenseitige Geben und Nehmen, ein Wechselspiel von allem, die sowohl die Band, als auch die Zuhörer zu diesen Dimensionen der Leistung und Begeisterung anspornt? Was in dieser Symbiose existiert, grenzt an Magie. Das ist sicher einer der zahlreichen Gründe, warum viele Fans zu immer mehr Konzerten reisen, aber auch eine ansehnliche Zahl neuer Anhänger für die Godojs gewonnen werden.
Die Musik – und die ist schon richtig, richtig gut ! – scheint bei dieser sympathischen Band fast zur Nebensache zu werden. Okay, Thomas singt wie immer toll und voller Emotion, er hat eine Ausnahmestimme in die Wiege gelegt bekommen. Die Musiker sind echte Profis und ihre Arrangements und Ihr Zusammenspiel werden immer besser. Ein musikbewanderter Kritiker mag sicherlich noch viele Punkte anbringen können, die verbesserungswürdig wären . Aber geht es hier nicht auch um etwas Anderes? Da stehen, an kleinen Gesten und Blicken leicht zu erkennen, richtig dicke Freunde auf der Bühne, getragen von ihren Anhängern aller Alters-, Bildungs- und Gendergruppen. Es ist eine Verbundenheit zu spüren, die allein schon Gänsehaut macht. Da kann man nur überzeugt sein, dass nicht nur das neue Album „Richtung G“ im Herbst, sondern der Kurs der Band tatsächlich in Zukunft, wie im neuen Song ‚Alles Was Nicht Existiert’ erwähnt, „ Die Welt berühren“ wird. Vielleicht erschien mir dieses Konzert auch einfach deshalb so gut, weil es schon deutlich in ‚Richtung G’ ging!
Die Setlist, mit kleinen Veränderungen der Reihenfolge, brauche ich nicht mehr zu erwähnen. Es war der gewohnte Wechsel zwischen gefühlvollen Balladen, rockigem Pop – die fast schon zur Unkenntlichkeit veränderten Songs des Platinalbums – immer wieder etwas verbessert arrangiert, bis hin zu dem härterem Rock aus WINK-Zeiten oder dem bereits neuen, krachigen Alles Was Nicht Existiert. Jedes Lied mit unglaublicher Intensität von Thomas vorgetragen. Überraschend war einmal mehr die Stimmung auf und vor der Bühne, von der ich annahm, dass das eigentlich nicht mehr zu steigern sei. Die Jungs strahlten und der Spass war ihnen deutlich anzumerken, im Publikum wurde lauthals mitgesungen, selbst die Riesenboxen kamen dagegen kaum an und der Holzboden des Zeltes lud auch noch zum Mitstampfen ein.
Und dann plötzlich erstaunte Ruhe bei den Zuhörern: ein neuer Song? Wahrscheinlich sind alle diesem Trugschluss erlegen. Kaum wieder zu erkennen, aber ‚nur’ ein Cover von ‚Flüchtig‘ der Fanta 4. Die Begeisterung über den tiefgründigen Text der Fantastischen Vier, vor allem aber das Arrangement durch diese grandiosen Musiker und die hochemotionale Interpretation, begleitet von der anschaulichen Mimik des Leadsängers dieser Band – das scheint mir auf dem Weg zu Weltklasse zu sein. Schön anzusehen war auch beim Beifall am Ende dieses Vortrags dieser sympathisch ungläubige, fassungslose Gesichtsausdruck auf den Gesichtern der Musiker: „Waren wir wirklich sooo gut?“ Wie ist das eigentlich, wenn man, nach vielen Jahren vergeblicher Versuche an den unmöglichsten Orten gute Mucke zu machen, da oben steht und unten das Publikum so mitmacht, fast tumultartig tobt und man endlich den Beifall bekommt, auf den man so lange vergeblich gewartet hat? Als Zuschauer in den ersten Reihen habe ich förmlich gespürt, wie sehr Thomas im Besonderen, aber auch jedes Bandmitglied, mit der vom Publikum ausgehenden Kraft ihre Akkus für die Durststrecke bis zum neuen Album und der nächsten Tournee aufluden.
Da kann ich nur sagen: Danke Andreas ‚Bär’ Läsker, dass Du diese Entdeckung gemacht, diese genialen Musiker unter Deine Fittiche genommen hast und ihnen die Chance auf eine gesunde und kontinuierliche Entwicklung gibst. Sicher wird der Weg, den Thomas mit seiner Band gewählt hat, noch „steinig und schwer“ – das wissen sie selbst am besten. Doch irgendwann werden auch Kritiker dieser unsäglichen Show, deren Namen ich schon nicht mehr erwähnen möchte, werden auch Skeptiker und voreingenommene Journalisten aufhorchen müssen: diese Jungs müssen einfach eine Zukunft haben, sonst wäre es um das deutsche Musikbusiness traurig bestellt. Thomas ist sicher keine von den üblichen Eintagsfliegen gewesen. Ich freue mich jedenfalls auf alles was da noch kommt. Ich entschuldige mich gleich vorweg bei meinen Kritikern für diesen thomatisierten Bericht: wenn man nicht schon ein Fan von Thomas Godoj war, so kommt man spätestens nach diesem Auftritt nicht umhin, sich schon mal den Erscheinungstermin Ende Oktober für das neue Album in den Kalender zu schreiben und sich über die neue Tour rechtzeitig zu informieren.
Zur Information für Interessierte: Es wird einen – bei Amazon vorbestellbaren – neuen Jubiläums-Sampler Fanta 4 geben, u.a. mit unterschiedlichen Interpretationen von „Flüchtig“ und vielen großen Namen aus der Musikbranche als ‚Tribut an die Fantastischen Vier’ zum Geburtstag der Band. Ein absolutes Muss für Freunde unterschiedlicher Musikrichtungen. Für mich ist die Version von Thomas Godoj & Band vielleicht jetzt schon eine der besten Coverversionen daraus. Ein Auftritt wie dieser macht mich sicher, dass die Karriere dieser Musiker alles andere als ‚flüchtig’ sein wird. Hier kann man sich sein eigenes Urteil bilden:
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