Seit Mitte September ist „Grand Theft Auto V“ erschienen und avancierte umgehend zum meistverkauften Spiel aller Zeiten. Medienberichten zufolge hat Entwickler Rockstar schon jetzt weit mehr als 1 Milliarde Dollar eingenommen. Die Milliardenmarke knackte das Unternehmen bereits nach drei Tagen. Das ist weit mehr als so mancher Hollywood-Film einspielt und selbst dort geht es um riesige Summen. Aber genau vor diesem Hintergrund ist der Fall von „GTA Online“ umso größer.
Rockstar hat neben dem Solomodus eine umfangreiche Onlinewelt angekündigt, die aber nach dem Willen der Entwickler bewusst mit 2-wöchiger Verzögerung erschien. Man wollte, dass die Spieler in jedem Fall auch den Solomodus des Spiels spielen. Hinter vorgehaltener Hand heisst es jedoch, dass Rockstar mit dem Online-Modus einfach noch nicht fertig war und es deshalb zu dieser Verzögerung kam.Schaut man sich „GTA Online“ nun einmal an, scheint sich dieses Gerücht nun zu bewahrheiten. Der Start des Spiels geriet zu einem wahren Fiasko.
Die Seuche der Cloud
Mittlerweile sind wir digitalen Menschen ein arg gebeuteltes Volk: Die Unternehmen haben die Cloud für sich entdeckt. Alles wird ins Internet ausgelagert, vom kleinsten Spielstand bis hin zu großen Softwarepaketen. Davon können die zahlreichen Adobe-Kunden wohl ein Lied singen. Und so sorgen die Unternehmen dafür, dass sie einerseits zu jederzeit die volle Kontrolle behalten und zudem kann man – gerade bei Videospielen – einen zusätzlichen Markt generieren. War die Kuh früher gemolken, sobald das Spiel verkauft wurde, ist der Einnahmenprozess heute nicht mehr zu Ende. Das richtige Geld fließt noch lange nach dem Release eines Spiels. In Form von InGame-Items, Paketen für virtuelle InGame-Währung, bessere Waffen und und und.
Im Grunde ist das ja nachzuvollziehen, ein Unternehmen entwickelt ein Spiel ja nicht zum Spass (oder doch? 🙂 ), die wollen Geld verdienen. Und jede Möglichkeit scheint gern genommen. Und wenn es doch noch so Idioten gibt wie uns, die sich eine goldene AK47 in einem Videospiel für echtes, real verdientes Geld kaufen, dann geht das Ganze ja auch auf.
Aber wenn man uns das nun schon als das „Next-Big-Thing“ verkaufen möchte. Gut. Dann aber auch so, dass es funktioniert. Das wir damit unsere Software, virtuellen Charakter oder Spielstände irgendwie nur mieten und nicht in unseren eigenen, zarten Händen halten. Geschenkt. Mittlerweile ist man ja leidensfähig.
Aber ich will nicht noch mehr leiden müssen, weil die Scheiss-Cloud dann nicht funktioniert.
Beim Release von „Diablo 3“ ist es passiert, „Sim City“ hatte mit Cloud-Problemen zu kämpfen und nun reiht sich Rockstar ein. Man hätte jedoch erwarten können, dass man nach solch einem Umsatz (wir erinnern uns an die 1 Milliarde) erst gar keine Probleme hätte aufkommen lassen dürfen. Rockstar hatte zwei Wochen Zeit. Schon da wussten sie ja um die Anzahl der verkauften Exemplare. Und sie werden gewusst haben, wie viele Spieler am 1. Oktober versuchen würden das Spiel online zu spielen.
Aber seit dem 1. Oktober gibt es nur Probleme, viele Spieler haben es bis heute nicht geschafft einen Charakter zu erstellen oder online zu spielen. Einige haben es geschafft, aber die haben am Sonntag dann plötzlich ihren Charakter verloren.
Charakter weg, Spielstände weg, alles weg
Nach einem Patch, den man sich am Freitag herunterladen konnte, sah es so aus, als wenn es endlich klappt. Zumindest kamen viele Spieler auf die Server, man hatte für ausreichende Kapazitäten gesorgt.
Aber nun fingen die richtigen Probleme erst an : Natürlich spielten wahrscheinlich die meisten Wahnsinnigen das ganze Wochenende durch und levelten ihren Charakter hoch. Ich weiss Luxusprobleme…get a life und so :-)….
Aber hier geht es einfach ums Prinzip: Sie haben viel Zeit in ein Spiel investiert, das sie sich für knapp 60€ GEKAUFT NICHT GEMIETET haben. Dazu gehört der vorab beworbene Online-Modus. Und dazu gehört nun mal auch ein Charakter, der nun in einer dämlichen Cloud im Cloud-Orkus verschwunden ist.
Man hat keinerlei Einfluss mehr darauf. Und einmal mehr sollte man sich nun fragen, wie weit man das noch alles aus der Hand geben, die Kontrolle vollständig verlieren soll.
Wäre der Charakter auf der eigenen Festplatte gespeichert oder auf einem USB-Stick, dann hätte ICH oder eben IHR die Kontrolle darüber. Verliert man den Stick oder er wird bei einem Atomkrieg vernichtet, dann bin ich selber schuld 🙂
Neben dem Verlust des Charakters geht natürlich auch einher, dass sämtlicher Fortschritt weg ist. Viele Spieler berichten jedoch, dass ihnen wenigstens das Geld auf der Bank erhalten geblieben sei.
Mittlerweile hat Rockstar am frühen Montag auch ein Statement abgegeben, nachdem man bereits nach dem Fehler suche. Und zudem an einer Möglichkeit die verlorenen Spielstände zurückzuholen, sowie auch den Online-Status.
Trotzdem bleibt eindeutig anzukreiden, dass hier mehr möglich gewesen wäre. Man bedenke noch immer die unfassbaren Einnahmen, in der Kriegskasse war genug Geld um den Konflikt schnell zu beheben und das Gesicht zu wahren.
Stattdessen hat Rockstar seine Politik des Nichts-Sagens fortgesetzt. Zum Release des Spiels ist das ja noch cool….sie konnten es sich leisten.
Aber jetzt geht es nicht mjehr um Coolness, sondern darum im Austausch mit den Usern zu stehen. Noch in der Sonntagnacht wurden die Rockstarforen im Sekundentakt von wütenden Fans gestürmt, die erst tagelang gar nicht spielen konnten. Dann konnten sie spielen und plötzlich war alles weg…
Rockstar verliert sein Gesicht und jede Menge Coolness. Und das in jeder weiteren Stunde in der nichts passiert und ausser nichtssagenden Statements auch keine weitere Reaktion seitens Rockstar kommt.
Was passiert mit den gelöschten Chars? Gibt es eine Chance sie zurückzubekommen? Wenn nicht, womit dürfen die geschädigten Fans rechnen?
Gibt es Ingame-Geld zurück? Oder wenigstens das Level? Oder einen vorrübergehenden Boost, der mehr Geld und RP einbringt?
Rockstar sagt….nichts!
Und um nochmal auf der Cloud rumzuhacken: Ohne sie wäre das vermutlich nicht passiert. Die Daten wären auf dem Stick des Spielers und hätten von dort vermutlich gerettet werden können. Im Cloud-Orkus sind sie nun vermutlich auf ewig verschollen.
Übrigens: Nicht beleuchtet haben wir vor dem Hintergrund des Cloud-Gedankens die in jedem Fall kommende Drosselung des Netzes. Und die kommt nicht nur von der Telekom, sondern auch von anderen Anbietern, die das mittlerweile nach und nach kleinlaut bekannt geben.
Es gibt sogar einige, die schon jetzt eine Drossel für Vielnutzer eingebaut haben und die beispielsweise ab einem Tagesvolumen von 10GB automatisch den Speed runterschalten- 10 GB hört sich viel an, oder?
Wenn wir aber Bedenken wie viele unserer Programme, Spiele….ach unseres kompletten virtuellen Lebens…mittlerweile auf irgendeinem Server in den USA liegen und die wir uns – in den meisten Fällen zwangsweise – jeden Tag neu herunterladen oder eben wieder neu online speichern. Dann sind 10GB ein Fliegenfurz.
Hört man nebenbei noch Musik oder guckt nen Film…ach ihr kennt die Diskussion…sie ist müssig. Wo führt das hin?
Nur mal so am Rande: Ich hacke zwar auf der Cloud rum, aber nutzen tue ich sie trotzdem (wenn auch in vielen Fällen, weil es mir aufgezwungen wird). Ich bezahle zum Beispiel ein Heidengeld für die komplette Adobe Creative Suite. Miete sie aber nur. Das heißt: Sollte ich mir die Miete – aus welchem Grund auch immer – mal nicht mehr leisten können, dann habe ich dann auch keine Chance mehr meine digitale Arbeiten zu öffnen. Ich habe keine Möglichkeit das Programm zu kaufen und bin somit im Grunde nun lebenslänglich dazu verdammt an Adobe zu zahlen.
Wenn nicht: Adé Werk der letzten Jahre….
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