Manche Alben brauchen einfach eine gewisse Zeit, so wie ein guter Wein ein paar Jahre zum Reifen braucht, will auch ein gutes Album erste einmal entdeckt und dann ausgiebig gehört werden. So erging es mir mit dem neuen Album der Manic Street Preachers. „Postcards From A Young Man“ heißt der Silberling, der seit September in den Läden steht aber erst jetzt ist mir das gute Stück aufgefallen. Und man muss ganz deutlich sagen: nach so vielen Jahren ist es den Manics tatsächlich gelungen sich komplett neu zu erfinden.
Das gelingt eigentlich nur den wenigsten, auch wenn es viele aber bei jedem neuen Album behaupten.
Auf „Postcards From A Young Man“ klingen die Manic Street Preachers plötzlich optimistisch und laut, aber ohne dabei in das Geschrammel der letzten Jahre zu verfallen. Das Album klingt rockig, nimmt sich dabei aber große Anleihen aus dem Pop-Bereich. James Dean Bradfield meint dazu, dass die Waliser ein Album mit großen Radiohits schaffen wollten. Manchmal fühlt man sich gar wirklich in die Zeit des BritPop zurückversetzt, dabei aber klingt das neue Album trotzdem hochmodern. Den Manics ist ein Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft geglückt.
Die Aufnahmen für ihr neues Album haben schon im Juli letzten Jahres begonnen. Mehrere Monate verschanzten sich Bradfield und seine Kollegen im bandeigenen Studio und luden dabei diverse Gäste ein, die ihren Teil beitragen durften. So unter anderem auch Duff McKagan, der früher bei Guns N‘ Roses und Velvet Revolver den Bass bediente oder auch John Cale und ein fetter Gospelchor.
Gemischt wurde die neue Platte dann aber in den Staaten und das von niemand geringerem als Chris Lord-Alge, der schon vielen Größen zu einem ordentlichen Sound verholfen hat.
Ganz klar, mit „Postcards From A Young Man“ ist den Manic Street Preachers der ganz große Wurf gelungen. Hochachtung dafür, dass man sich nach so langer Zeit wirklich noch neu erfinden kann. Zwar dürften einige Fans der ersten Stunde verstört sein, denn die Manics von früher sind das nicht mehr. Aber auch sie werden irgendwann die Perle in ihrem Plattenschrank erkennen. Hut ab!
Anspieltipps sind ganz klar der Opener „(It’s Not War) Just The End Of Love“, „Postcards From A Young Man“ oder auch „A Billion Balconies Facing The Sun“...aber hört euch am besten das komplette Gesamtkunstwerk an.
Anbei gibt es an dieser Stelle noch einige Hörproben.
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