Ja, wir lieben unsere deutschen Casting-Helden. Während manche durch tatsächliches Talent glänzen und mit guter Musik unseren Alltag bereichern, liefern die Eskapaden und Skandälchen der Anderen, den nicht weniger unterhaltsamen Beitrag zum Rundum-Entertainment-Paket.
Mark Medlock gewann 2007 die vierte Staffel der RTL-Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ und spaltet seitdem die Nation. Der sympathische 30-jährige polarisiert und erzwingt allein durch seine öffentliche Anwesenheit zwangsläufig einen Ozean an öffentlichen Meinungen. Der perfekte Star! Sein Lebenslauf liest sich als wäre er einem Drehbuch entsprungen. Ein gefundenes Fressen für die Medienwelt. Höchstens Paul Potts könnte das mit seinem Märchenauftritt in der englischen Superstar Version („Britain`s got talent“) toppen.
Fans lieben ihn aufgrund seines charmanten, offenen und witzigen Auftretens. Doch genau jene Charakterzüge bringen die Halsschlagadern seiner „Kritiker“ in Wallung, um es diplomatisch zu formulieren. So manch einem wächst ’ne Krawatte um die Krause, um konkreter zu werden.
Erst kürzlich in Zwickau, während eines Mark Medlock-Auftritts, sollte der scheinbar grenzenlose Hass auf den smarten Superstar seinen vorläufigen Höhepunkt finden. Einer Gruppe von bewaffneten Medlock-Gegnern platzte neben Halsschlagader und Krawatte auch der Kragen.
Vor 5000 Fans wurde der Sänger während des ersten Songs „Now or never“ von Geschossen seiner Feinde attackiert. Tomaten und Eier hagelten auf die Bühne. Die Wurfgeschosse zertrümmerten neben Bühnen-Requisiten gleichwohl die zarte Seele des Superstars. Medlock zog beleidigt von dannen und verließ umgehend seinen Platz am Mikrofon.
„Solche verfuckten Eierwerfer! Ich reiß mir hier den Arsch auf, und ihr schmeißt mit Eiern.“ konterte der Ziehsohn von Dieter Bohlen, mit dem kompensatorischen Versuch die eigene Halsschlagader zu entlasten, bevor er die Bühne verließ. Vermutlich saß „Bobbelsche“ längst im Backstage-Bereich um die Tränen seines Schützlings zu trocknen. Denn schon kurze Zeit Später war Mr Medlock zurück um seinen Fans musikalisch einzuheizen und seinen Neidern zu trotzen. Neben den faulen Eiern on stage waren also endlich auch welche in der Hose des eingeschnappten Musikers zu finden.
Grundsätzlich hat der 30-jährige längst bewiesen, sich zur Wehr setzen zu können. Die Prügel-Attacken, des von mir so smart dargestellten Mark Medlock, zierten wochenlang die Schlagzeilen. Im November des letzten Jahres soll der Sänger in einer Berliner Sauna die Nase eines Mannes blutig geschlagen haben. Der Staatsanwaltschaft liegt jedenfalls eine Anzeige bezüglich Körperverletzung vor.
Vielleicht hatte er seine Gründe!? Immer wieder muß sich der Casting-Gewinner den Anfeindungen seiner Mitmenschen stellen. Medlock eckt an – und das nicht nur wegen seiner Homosexualität. Auch die tiefe und innige Verbindung zu Dieter Bohlen nehmen ihm viele krumm. Sicher ist, dass er sich dadurch 100%ig unter Wert verkauft.
Mark Medlock überzeugt mich nicht durch seine Musik. Singen kann er, zweifellos. Und das sicher sogar noch ein ganzes Stückchen besser als prügeln. Doch die Musik trifft einfach nicht meinen Geschmack. Mich fasziniert das Spektakel drumherum. Der Rummel um die Person Mark Medlock.
Neidvolle Hass-Tiraden, seitenlang im Internet, führen zur Frage: Nichts besseres zu tun?
Fans und Chartplatzierungen sind die öffentliche Daseins-Berechtigung des Superstars, aber nicht automatisch Gradmesser für den qualitativen Anspruch der Musik. Über Geschmack läßt sich eben eigentlich nicht streiten. Für viele aber scheinbar schon!
Auch am Diskussions-Hype um die Ursache seines Erfolges, die altbekannte Casting-Show, möchte ich mich nicht beteiligen. Casting-Kollege Thomas Godoj hat bewiesen dass auch MEIN musikalischer Geschmack über den Umweg einer Casting-Show bedient werden kann. Es ist nicht zwangsläufig alles schlecht, was den Shows entspringt.
Letztendlich trifft diese eigene kleine Welt, neben der Realität, den Nerv der Zeit. Die Menschen wollen das sehen. Und wenn`s sie noch so sehr aufregt. Schließlich wurde noch keiner zum Mark Medlock-Konsum gezwungen. Und auch den früheren Meister des Polarisierens, Daniel Küblböck, hätte man jederzeit per Fernbedinung zum Schweigen gebracht.
Seine freie Meinung durch faule Eier zu unterstreichen ist ja nun grundsätzlich nicht verboten. Was soll`s? Schon Altkanzler Helmut Kohl lieferte seine eindrucksvollste Performance im Eierhagel ab. Sein legendärer bester Auftritt, zumindest aus meiner Sicht. Für mich existiert nur ein einziger Unterschied zwischen den beiden Wurfattacken. Herrn Kohl hätte ich im Gegensatz zu Mark Medlock auch höchstpersönlich selbst beworfen!
Und hier dann das Video vom Eierwurf:
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