Er klingt gut, bei seinen Liedern sowieso, aber auch im normalen Gespräch. Tom Astor ist locker und kommunikativ, seine Kreativität und Fantasie sind nach wie vor beeindruckend. Kein Wunder also, dass Deutschlands Aushängeschild in Sachen Country in erfreulicher Regelmäßigkeit starke Songs und daraus wiederum so hochwertige Alben produziert. Der neue Longplayer mit 15 Nummern gibt dafür ein solides Beispiel. Wobei der CD-Titel „Leben pur“ dann eben doch mit der aktuellen Situation zu tun hat: Seit 45 Jahren auf der Bühne – „Das Leben muss ich jetzt einfach noch bewusster genießen, als ich es ohnehin schon getan habe.“ Gerne erholt er sich aktiv beim Laufen in den Sauerländer Bergen, und gesunde Ernährung unter anderem mit viel Obst steht sowieso auf dem Programm, regelmäßiges Quigong ist alltäglich angenehme Routine.
Trotzdem ist er ein Arbeitstier geblieben; zahlreiche Konzerte im Jahr, und für den letzten Feinschliff bei der Produktion des neuen Albums hat er fünf Wochen am Stück 12 bis 14 Stunden täglich gearbeitet („…wie ich das geschafft habe, weiß ich selber nicht…“). Natürlich in Nashville, dorthin zieht es ihn jedes Jahr regelmäßig – beinahe seine zweite Heimat. Ganz früher hätte es sich der Plattenmillionär sogar vorstellen können, dort zu leben – noch heute hätte sein dortiges Umfeld freilich nichts dagegen…
Und seine hervorragenden Kontakte in die Hochburg der Countrymusik brachten Tom Astor nicht nur wichtige Freundschaften wie etwa mit dem Idol Johnny Cash, sondern auch herrliche musikalische Aufnahmen: Das neue Album „Leben pur“ bietet zum Beispiel „When It Comes Down To Us“. Diesmal ist es ein Duett mit US-Star Crystal Gayle, 2007 bereits aufgenommen, aber natürlich zeitlos und berührend. Nicht von schlechten Eltern ist ebenso der Song „Ein Leben lang“, ein Duett mit seiner Tochter Agnetha, die Psychologie und Pferdekommunikationswissenschaft (!) studiert. Geschrieben wurde die Nummer von seinem Sohn Leif. Und somit sagt der Titel eigentlich schon alles. Auf seine Kinder kann Tom Astor mächtig stolz sein. „Leben pur“ bietet aber nicht nur Kollektivarbeit mit Nashville-Kollegen und familiär-musikalischer Bande, sondern auch andere Facetten, die Tom Astors Leben bis dahin bestimmten: Seine Ehefrau und Managerin Margareta etwa spielt bei Songtiteln wie „Du bist der positivste Schock in meinem Leben“ und „Du hast mich vor mir gerettet“ durchaus eine verdiente Rolle. „Wenn ich bete“ oder „Jenseits der Zeit“ (im Original das sehr emotionale, ursprünglich schottische Volkslied „O Waly Waly“) spiegeln Astors Gedanken zu einem speziellen Thema wieder: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass da nichts dahinter steckt, im Universum…“.
Auch die Reminiszenz an die großen Lieder und Künstler des Genres darf auf „Leben pur“ nicht fehlen, etwa „Ring Of Fire“ und „On The Road Again“ in Toms überzeugender Version. Und weil Duette mit starken Interpreten schon immer als I-Tüpfelchen seiner Produktionen galten, sei einer der Co-Stars dieser CD noch besonders hervorgehoben, Michael Hirte. Der Mundharmonika-Virtuose hatte schon länger Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Countrysänger bekundet. Zusammen mit dem Kölner Jugendchor zeigt er bei „Jenseits der Zeit“ sein beeindruckendes Können.
Tom Astor würde, wenn er mal wieder mehr Zeit hätte, gerne einen längeren Urlaub einplanen; etwa in den Fernen Osten oder die Südsee, da war er noch nicht. Aber wenn Termine wie etwa am 24. Juli anstehen, kann er gut darauf verzichten: Zum 25. Mal in Folge wird der Vollblutmusiker beim Country Open Air am Nürburgring auf der Bühne stehen – vor 50.000 Fans! So eine Begeisterung hält jung…
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