Bald ist wieder Eurovision Song Contest…und diesmal findet der sogar in Deutschland statt. Lena sei dank, die es mit ihrem Sieg in Oslo im letzten Jahr geschafft dieses Großereignis erstmals seit 1982 wieder nach Deutschland zu holen. „Never change a winning team“ wird sich Raab gedacht haben und schon kurz nach dem Sieg in Norwegen war die Entscheidung gefallen: Lena sollte ein zweites Mal antreten und ihren Titel verteidigen.
Stefan Raab hat sich durch den Lena-Sieg 2010 zum ungekrönten deutschen König des Eurovision Song Contest gemacht, trotzdem muss man diese aktuelle Entscheidung anzweifeln. Der Sieg war sicher auch auf Lenas lockere und unberührte Art zurückzuführen. Nun, ein Jahr später, hat sich Lena aber etabliert und die Länder im Reste Europas, die uns so viele Punkte gegeben haben, werden sich von Lena sicher kein zweites Mal mehr so vom Hocker reissen lassen. Ihre aktuelle Tournee ist nicht einmal ansatzweise ausverkauft, mehr als 10.000 Tickets gingen an Sponsoren und werden nun in der Werbung verlost. So viel zu ihrer Popularität. Nicht, dass wir Lena schlecht finden, aber dieser aktuelle Overkill hätte nicht sein müssen und wird sicher nicht den gewünschten Erfolg haben.
Raab hätte gut daran getan mit Christian Durstewitz (nur als Beispiel) ein neues, frisches Gesicht zu präsentieren. Damit hätte die Unternehmung Titelverteidigung glücken können….
Wollen wir aber nicht alles zerreden, bevor es überhaupt angefangen hat. Lena wird in der heutigen Show sechs Songs vorstellen, von denen wir Zuschauer drei auswählen, die ins Finale kommen. Am 7. Februar dann das gleiche Spiel noch mal: Wieder sechs Songs, wieder Lena und wieder kommen drei ins Finale. Hier findet ihr nun eine Zusammenfassung und Kritik der ersten Folge von „Unser Song für Deutschland“.
Raab, Lena und Co. haben angeblich weit mehr als 500 Songs angehört und haben daraus eine Vorauswahl getroffen. Insgesamt 12 dieser Lieder haben es nun in die endgültige Auswahl geschafft. Die Lieder stammen von Songwritern aus der ganzen Welt. Moderiert wird auch diese Veranstaltung von dem bewährten Duo Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel. In der Jury sitzen Der Graf (Unheilig) und Stefanie Kloß (Silbermond).
Der erste Song heisst „Good News“ und stammt von der Songwriterin Audra Mae aus Los Angeles, einer Nichte von Judy Garland, die schon lange als Songwriterin für diverse Künstler arbeitet. Ein netter Song, der auf einem Album gefallen würde. Für den ESC vielleicht ein bisschen zu lahm…
Daniel Schaub und Pär Lammers lieferten schon für Lenas Debütalbum einen Song, nun haben sie auch einen für „Unser Song für Deutschland“ geschrieben. Das Lied „Maybe“ wirkt poppig und passt schon eher zum ESC. Und vor allem passt der Titel auch wirklich gut zu Lena. Leider wirkt Lena aber auch bei dem zweiten Titel stimmlich nicht ganz auf der Höhe. Trotzdem: Toller Song, Kompliment an die Schreiberlinge 😉
Das Duo Rosi Golan und Johnny McDaid lebt und arbeitet viele tausend Kilometer voneinander entfernt. Der Song ist über das Internet entstanden. Der Londoner Produzent und die Sängerin aus Los Angeles haben sich die Ideen hin und hergeschickt oder via Videochat gearbeitet. So kann’s auch gehen, die moderne Technik eben 😉 „I Like You“ ist der dritte Track an diesem Abend.
Stimmlich wird Lena deutlich besser, aber leider gewinnt man auch mit dieser ruhigen Nummer nicht den ESC…
Ein toller Song, der schön auf ein ganzes Album passt…und vielleicht sogar auch als Single, aber das Ding wird den ESC nicht rocken. Wenn doch bewiese Europa auf einmal richtig Musikgeschmack und davon ist auf keinen Fall auszugehen 😉 Oder sieht das jemand anders?
Stefanie Kloß teilt anscheinend meine Meinung.
Stefan Raab stellt den vierten Song des Abends: „That Again“. Hier zeigt sich, dass Raab ein echter Tausendsassa ist. Ich frag mich immer wo der die Zeit hernimmt noch nebenbei Songs zu schreiben. Eine in meinen Ohren Raab-typische Nummer, aber bisher definitiv der Song, der am ehesten zum ESC passt. Aber auch noch nicht DAS große Ding.
Es ist schwierig, Raab meint, dass es nicht nach Rezept geht. Was natürlich auch vollkommen richtig ist, aber diese ganze Lena-Geschichte ist ja fast eine Art Rezept. Und Lena soll eigentlich das Salz sein, aber irgendwie hat sich der Hype merklich abgekühlt…Lena ist ein tolles Mädchen, keine Frage, aber diese Unbefangenheit, das Neue, sind im letzten Jahr verloren gegangen. So wie mich im letzten Jahr das Casting „Unser Star für Oslo“ euphorisiert hat, langweilt mich nun diese Sendung. Irgendwie will daher auch keiner der Songs so richtig überspringen. Sorry!
Mal sehen, was die beiden anderen Songs noch bringen…aber das Problem ist diesmal nicht unbedingt das Lied.
„Taken By A Stranger“ ist der fünfte Song des Abends und stammt aus der Feder von Gus Seyffert einem Songwriter der anscheinend noch richtig Old-School-Analog arbeitet. Das nenne ich mal echte Handarbeit. Auch eine eher ruhige Nummer, die sich wirklich nett anhört. Toller, chilliger Popsong, der aber meiner Meinung auch wieder nix für den ESC ist. Es sei denn Deutschland schafft mit der Austragung im eigenen Land eine absolute musikalische Sensation.
Denn das ist klar: Handwerklich sind das bisher alles gute Lieder gewesen, aber beim ESC wird einfach mehr „Bamm“ erwartet oder eben der Ukrainer mit der Flex wie Raab meint. Hört sich lustig an, is aber so…
Aber bisher, und das sieht man auch an den Reaktionen des Publikums, der schönste Song des Abends.
Und von da geht es zum letzten Song: Einer Eigenkomposition von Lena und Stefan Raab. „What Happened To Me“ hat Lena auf ihrem iPhone eingesungen und dann in Zusammenarbeit mit Stefan ausgearbeitet. Toll sind die Einblicke, die man in das Songwriting bekommt. So wird das also gemacht 😉 So kann man deutlich besser eine Beziehung zu einem Song aufbauen. Stefan Raab gibt hier auch noch eine klare Anweisung an die Nutzung von „Unser Star für Deutschland“: Die Masse, die Cloud wird es richten. Ruft jeder für seinen Favoriten an, ergibt das hinter eine homogene Mischung. Möglicherweise kann das vielleicht sogar funktionieren…ich lasse mich wirklich gerne überraschen 😉
Hier nun dir drei Songs, die es ins Finale geschafft haben:
1. Maybe
2. Taken By A Stranger
3. What Happened To Me
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