Am kommenden Dienstag geht das neue Casting-Format „X Factor“ in die Live-Shows. Dann werden die verbliebenen neun Kandidaten und Gruppen zum ersten Mal ihr Können auf der großen Bühne von VOX präsentieren und ums Weiterkommen kämpfen. Musiktipps24 möchte Euch die Nachwuchstalente ein bisschen näherbringen und hat daher die Kandidaten zum Interview geladen. Als Zweite ist die 29-jährige Meral Al-Mer aus Berlin an der Reihe. Sie überzeugte die Jury mit einer Eigenkomposition im Casting, „Bitte, bitte“. Die Jury ließ sich nicht lange bitten und schickte Meral immer weiter – bis in die Live-Shows. Am Dienstag kommt es nun aufs Fernsehpublikum an…
(c) VOX/Kathrin Mordani/NL
Musiktipps24: Du bist schon fast ein „alter Hase“ im Showgeschäft, schreibst, schauspielerst und singst beruflich. Wie kam es zur Teilnahme an einer Castingshow?
Meral Al-Mer: Das ist ja nicht irgendeine Castingshow, das ist X-Factor. Da wird das gewisse Etwas gesucht, kein Superstar, sondern jemand, der verschiedene Facetten zusammenbringt und eben diesen X-Faktor hat. Außerdem ist es die erste Staffel, da bleibt man eher im Gedächtnis hängen. Ich habe viel Musik für Musiker gemacht und für Leute, die gerne auf Konzerte gehen. Jetzt mache ich mal Musik für Leute, die schon ganz lange im Showgeschäft sind – Till Brönner, George Glück und Sarah Connor. Ein Urteil von jemandem zu hören, der viele Menschen schon auf der Bühne gesehen hat und selber schon lange Musik macht, das hat mich gereizt. Bei den Live-Shows sind fast 1000 Menschen im Saal, im besten Fall vier Millionen Zuschauer vor dem Fernseher, und die vielen Klicks im Internet – die hören alle jetzt meinen „Bitte, bitte“-Song, den ich selber gemacht habe. Das wäre über den Underground-Rock’n‘-Roll-Weg gar nicht möglich.
Du hast ja eine eigene Band. Möchtest Du die behalten?
Menschen kann man ja nicht behalten. (lacht) Mit der Band werde ich weiterhin üben und Musik machen, und wenn wir dann auftreten, hoffe ich, dass ein paar Leute mehr kommen als fünf oder zehn.
D.h. Deine Bandkollegen unterstützen Dich auch?
Ja, soweit sie können. Berlin ist ja 600 km weg, ich bin in Köln. Aber von weitem unterstützen sie mich auf jeden Fall.
Du hast eine sehr individuelle Art. Denkst Du, dass Du damit in das Schema der Show reinpasst?
Erstmal danke für das Kompliment. Das ist ja das Spannende bei meiner Teilnahme, da viele Kandidatinnen und Kandidaten dabei sind, von denen ich denke, dass bestimmt viele Leute darauf anspringen. Ich kann nicht sagen, ob ich da den Geschmack von mehr Leuten treffe als zum Beispiel ein Marlon. Ich kenne wenige junge Männer, die ständig am Telefon hängen. Ich kenne aber viele junge Mädchen, die kein Problem damit haben, 50mal irgendwo anzurufen und wieder aufzulegen.
Du stammst aus einer syrischen Familie, hattest Schwierigkeiten, Dir Freiheiten zu erkämpfen. Hat Dich dieser Kampf stark gemacht für die mentalen Belastungen, die in der Show auf Dich zukommen?
Was mich immer gestört hat, ist die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Aber es ist nicht nur in orientalischen, sondern auch in deutschen Familien so, dass Jungs bevorzugt werden. Auch in deutschen Firmen werden Männer bevorzugt oder besser bezahlt. Ich glaube, dass generell sich für andere einzusetzen, Rückgrat zu zeigen und loyal zu sein – das bin ich den Frauen in meiner Familie gegenüber gewesen – gut ist, um andere Hindernisse zu überwinden.
Steht Deine Familie jetzt hinter Dir?
Meine Familie lebt nicht mehr in Deutschland, sie ist wieder zurückgegangen. Aber die, die noch hier sind – meine Schwester und mein Bruder -, finden das ganz toll. Das ist die jüngere Generation, da ist das kein Thema. Die stehen hinter mir.
Du konntest Deine Mitkandidaten in der Gruppe schon ein bisschen „beschnuppern“. Habt Ihr ein freundschaftliches Verhältnis zueinander oder sieht man sich als Konkurrenz?
Wir verstehen uns sehr, sehr gut, wohnen alle in einem Haus. Ich komme mit allen gut aus und sie auch mit mir. Das ist total überraschend für mich selber, liegt aber vermutlich auch am Alter. Wobei selbst die 16- bis 24-Jährigen ganz tolle Leute sind. Es ist wirklich keine einzige Dumpfbacke dabei.
Und alle können singen.
Ja! Das hab ich gestern auch gemerkt. Wir hatten gestern die erste Probe für die Live-Shows, und ich wollte gar nicht mehr da weg. Jeder einzelne Act ist so unterschiedlich, humorvoll und lustig!
Welche Künstler haben Dich auf Deinem Werdegang beeinflusst?
Ich mag Frieda Kalo… ach, die singt ja gar nicht. (lacht) Ich mag Cyndie Lauper zum Beispiel; Prince, Tina Turner und Lenny Kravitz finde ich gut. (überlegt) Ich war nie ein Fan-Typ, aber die Musik habe ich gerne gehört. Auch Jimi Hendrix. Ich komme eher so aus der Hippie-Rock’n’Roll- und Motown-Ecke. Aber eigentlich höre ich alles gerne und hatte nie eine spezielle Lieblingsmusik, die ich immer wieder gehört habe.
Welche musikalische Richtung würdest Du gerne einschlagen, falls Du gewinnen solltest?
Weiß ich nicht. Kommt darauf an, was Sony BMG sich überlegt hat. Da denke ich noch gar nicht drüber nach. Ich hoffe aber, dass ich meine eigenen Stücke auf diesem Weg veröffentlichen kann.
Wo siehst Du Dich selber in fünf Jahren – beruflich und privat?
Das kann ich wirklich noch nicht sagen. Nächste Woche ist erstmal die Show, und das reicht. Ich bin eher ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt.
Die letzte Frage: Definiere den Begriff „Reichtum“ und was er für Dich bedeutet.
Das ist so ein bisschen wie mit „Glück“. Das ist so ein riesiges Wort. Ich würde gar nicht sofort an Geld denken. Das kann ein kleiner Moment sein, aber auch ein Gefühl. Es gibt viele Leute, die sind eigentlich sehr reich, aber trotzdem total arm.
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